
Prof. Dr. Nils Jäkel hat seit Februar 2025 die Professur für den Zweitspracherwerb Englisch und Didaktik an der Universität Hildesheim inne. Mit über zehn Jahren Erfahrung in Bildungssystemen der USA, Finnland und Dänemark bringt er eine internationale Perspektive in seine neue Tätigkeit ein. Seine Forschungsschwerpunkte umfassen den frühen Fremdsprachenerwerb, bilingualen Sach- und Fachunterricht sowie die Einflüsse der Erstsprache auf den Erwerb weiterer Sprachen.
Ein weiterer zentraler Aspekt seiner Arbeit ist die Mehrsprachigkeit in unterschiedlichen Kontexten in Deutschland. Besonders in den aktuellen Diskussionen über Chancengleichheit und Inklusion in der Sprachvermittlung ist Jäkels Forschung von hoher Relevanz. Er plant mehrere innovative Forschungsprojekte, darunter ein finnisches Projekt zur Mehrsprachigkeit, das sich auf die linguistische Distanz zwischen Deutsch, Finnisch und Norwegisch konzentriert.
Innovative Lehrmethoden und Forschungsprojekte
Zusätzlich arbeitet er am Projekt „Promise“ in Deutschland, welches die sprachfördernden Unterrichtsstrategien und deren Einfluss auf das Fremdsprachenlernen untersucht. Jäkel hat an der Universität Duisburg-Essen Englisch, Sozialwissenschaften, Deutsch als Zweitsprache sowie interkulturelle Pädagogik studiert und seine Promotion an der Ruhr-Universität Bochum abgeschlossen. Diese fundierte Ausbildung ergänzt seine praktische Erfahrung, die unter anderem sechs Jahre an der University of Tennessee sowie an der University of Oulu in Finnland und der University of Copenhagen umfasst.
Sein Ziel an der Universität Hildesheim ist es, Forschung und Praxis zu verbinden und ein engagiertes Forschungsteam aufzubauen. Außerdem plant er, den Kursraum für bilinguales Lehren und Lernen sowie Translanguaging zu erweitern. Ein besonderes Augenmerk wird auf die Einbindung der Studierenden in Forschungsprojekte gelegt, um deren praktische Erfahrung zu fördern.
Sprachentwicklung und bilinguale Bildung
Ein bedeutendes Thema in Jäkels Forschung sind die Verfahren des simultanen Erwerbs mehrerer Sprachen. Wie das NIFBE berichtet, unterscheidet sich der Erwerb von zwei oder mehr Sprachen kaum vom monolingualen Erwerb, obwohl es eine große Variationsbreite bei den Erwerbsschritten und den sprachlichen Fähigkeiten gibt. Die grammatischen Systeme zeigen vergleichbare Morphologie und Syntax, jedoch kann der Einfluss der anderen Sprache zu einem verlangsamten oder beschleunigten Erwerb führen.
Einige simultan bilingual aufwachsende Kinder beginnen später zu sprechen als einsprachige Kinder. Während der Erwerb in beiden Sprachen nicht immer gleich verläuft, kann eine intensive Auseinandersetzung mit mehreren Sprachen dazu führen, dass die metasprachlichen Fähigkeiten schneller entwickelt werden.
Doch auch die Herausforderungen sind nicht zu übersehen: der Wortschatz simultan bilingualer Kinder kann im Vergleich zu einsprachigen Kindern zurückbleiben, da der sprachliche Input pro Sprache oft weniger umfangreich ist. Jäkel wird sich daher in seiner Forschung auch mit den Auswirkungen dieser Faktoren auf das Lernen befassen.
Ein erheblicher Teil der Sprachentwicklung bei bilingualen Kindern zeigt sich in der Tendenz zum Code-Switching und Code-Mixing, wodurch die Sprachen häufig vermischt werden. Diese Mischungen können unbewusst oder absichtlich auftreten, beeinflusst durch soziale Bindungen oder die Themenwechsel.
Ein Aspekt der Sprachentwicklung, der Jäkel besonders interessiert, ist die dreistufige Entwicklung der Trennung der Sprachen. Diese Perspektive wird ihm sicherlich bei seiner anstehenden Antrittsvorlesung am 02. Juli 2025 um 18:00 Uhr an der Universität Hildesheim von Nutzen sein.