
Am 7. April 2025 wird deutlich, dass die Pflegebranche in vielen EU-Staaten, einschließlich Deutschland, mit einer Krise konfrontiert ist. Belastende Arbeitsbedingungen und ein akuter Fachkräftemangel gefährden die Qualität der Pflege. Ein aktuelles Policy Paper, veröffentlicht im Rahmen des Forschungsprojektes Care4Care, zeigt die dringend notwendigen Maßnahmen auf, die von internationalen Forschenden, darunter Prof. Dr. Eva Kocher und Dr. Ziga Podgornik-Jakil von der Europa-Universität Viadrina, erarbeitet wurden. Das Projekt umfasst sechs europäische Länder und hat ein Budget von 2,7 Millionen Euro. Die Kernforderungen des Papiers betreffen unter anderem eine bessere Prävention körperlicher und psychosozialer Belastungen sowie geregelte Qualifikations- und Aufstiegsmöglichkeiten im Pflegeberuf. Europa-Universität berichtet von den Defiziten im Bereich der Arbeitsmigration, welche mehr als nur Anwerbeprogramme erfordern.
Eine wesentliche Aussage von Prof. Dr. Kocher ist die Notwendigkeit der Anerkennung ausländischer Qualifikationen und der Unterstützung bei der Integration von Pflegekräften. Dies umfasst unter anderem die Bereitstellung von finanzierten Sprachkursen während der Arbeitszeit. Der Fokus auf Gesundheitsrisiken in Pflegeberufen, wie körperliche Anstrengungen und psychosoziale Belastungen durch Stress, Gewalt und Belästigung, wird als besonders drängend betrachtet. Um die Arbeitsbedingungen zu verbessern, wird eine Durchsetzung bestehender Vorgaben zu Arbeits- und Ruhezeiten sowie eine Regulierung und Einhaltung der Betreuungsschlüssel gefordert. Besonders die Live-In-Pflege, bei der das Pflegepersonal im Haushalt der zu betreuenden Person lebt, erfordert eine klarere Regelung der Arbeitsverhältnisse. Viele dieser Arbeitskräfte sind Frauen über 50 und stark von der betreuten Person abhängig.
Fachkräftemangel und steigender Pflegebedarf in Deutschland
Der Pflegebedarf in Deutschland steigt jährlich und hat 2022 einen Anstieg um 361.000 Pflegebedürftige erreicht. Prognosen gehen davon aus, dass die Anzahl bis 2040 auf rund 6 Millionen ansteigt und bis 2050 sogar 6,5 Millionen Pflegebedürftige erreicht werden könnten. Diese Entwicklung wird durch den demografischen Wandel verstärkt, da die Anzahl der über 80-Jährigen bis 2050 auf 9,1 Millionen ansteigen könnte. Dennoch zeigen aktuelle Studien eine alarmierende Situation: Vier von fünf Pflegeeinrichtungen in Deutschland mussten ihr Angebot aufgrund von Personalmangel einschränken. Deutschlandfunk berichtet, dass 72% der Pflegeheime nicht alle Leistungen erbringen können. Zudem sind derzeit 115.000 Stellen im Pflegebereich unbesetzt.
Die Bundesregierung versucht aktiv, ausländische Pflegekräfte zu gewinnen. Im Jahr 2022 waren 244.000 ausländische Pflegekräfte in Deutschland tätig, jedoch dauern die Prozesse zur Besetzung neuer Stellen durchschnittlich 230 Tage. Die Initiative für eine nachhaltige und generationengerechte Pflegereform schätzt, dass bis 2040 über 191.000 zusätzliche Pflegekräfte benötigt werden. Zudem hält Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach eine Pflegereform für dringend, sieht jedoch keine Chance auf Umsetzung in der laufenden Legislaturperiode.
Strategien zur Verbesserung der Pflegebranche
Die gegenwärtige Situation erfordert sofortige Maßnahmen zur Attraktivitätssteigerung des Berufs. Verbesserte Arbeitsbedingungen, höhere Gehälter und Anerkennungskampagnen zur Verbesserung des Berufsimages sind entscheidend. Zusätzlich wird auf die Notwendigkeit technologischer Lösungen hingewiesen, um die Effizienz im Pflegesektor zu steigern. Pflege-Marktplatz hebt hervor, dass der Fachkräftemangel nicht nur die Qualität der Pflege beeinträchtigt, sondern auch zu längeren Wartezeiten für Patienten führt. Eine langfristige Zusammenarbeit aller Beteiligten ist unerlässlich, um nachhaltige Lösungen für die Herausforderungen in der Pflege zu finden.